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Theutomal kniet am Grabe seines Vaters Hermann



Theutomal kniet am Grabe seines Vaters Hermann


Inventar Nr.: 1875/806
Bezeichnung: Theutomal kniet am Grabe seines Vaters Hermann
Künstler: Andreas Range (1762 - 1835), Maler/in
Johann Wilhelm Christian Gustav Casparson (1729 - 1802), Autor / Verfasser
Datierung: 1791
Geogr. Bezug: Kassel
Material / Technik: Leinwand
Maße: 70,5 x 58,5 cm (Bildmaß)
Provenienz:

1804 Schloss Wilhelmshöhe, Weißensteinflügel, Kurfürstliche Wohnung, Eckkabinett

1819 Schloss Wilhelmshöhe

Beschriftungen: Signatur: bez. u.l.: A: Range. pinx./1791


Katalogtext:
Literarische Vorlage ist das Trauerspiel »Theutomal, Hermanns und Thusneldens Sohn«, das Gustav Casparson – Geschichtsprofessor am Kasseler Collegium Carolinum – im Jahr 1771 verfasst und Landgraf Friedrich II. gewidmet hatte. Nachdem Theutomals Vater Hermann im Jahr 9 n. Chr. einen glorreichen Sieg über die Römer errungen hatte, wurde er durch einen seiner Verbündeten – Inguimar, Fürst und Heerführer der Cherusker – ermordet. Auf der Suche nach dem Mörder seines Vaters stößt Theutomal auf Catumar, den Sohn Inguimars, der sein Freund wird. Schließlich ersticht Theutomal den Vater seines Freundes in dessen Armen.
Am Anfang des ersten Aufzugs entdeckt Theutomal in einem Eichenhain Altar und Grab seines Vaters und fällt davor nieder. Catumar, hinter einer Eiche stehend, beobachtet Theutomal, da er ihn als einen Römer verdächtigt, der sich an Hermanns Grab zu schaffen machen will. Range hat den Eichenhain textgetreu wiedergegeben: »Der Schauplatz ist ein den Göttern heiliger Eichenhain. Im Grunde sieht man an der größten Eiche, die in Hermanns Sieg über den Varus eroberten zwei römischen Adler, Cohortenbilder und andere Siegeszeichen, nebst des Helden Schwert und Schild hängen. In ihren Schatten ist Hermanns von Rasen und Steinen errichtetes Grabmal« (Casparson 1771, S. 2).
Theutomal erscheint bewaffnet, in einem goldenen, mit floralen Motiven besetzten Schuppenpanzer. An seinem schwarzen Gürtel hängt das Schwert, auf dem Kopf trägt er einen schwarzen, goldverzierten Eisenhelm mit goldenem Adler und Federbusch. Zusätzliches Gewicht verleiht ihm der lange, leuchtendrote Mantel, der über seine Rüstung drapiert ist. Den Kopf in die rechte Hand gestützt, hebt er die linke in die Höhe, als sich bedächtigen Schrittes Catumar nähert, in schwarzem Schuppenpanzer, braunen Beinkleidern, Fellumhang und mit einem rotem Federhelmbusch.
Die Wahl des Sujets dürfte nicht zuletzt durch Ranges Lehrer Tischbein d. Ä. beeinflusst worden sein, der sich in Anlehnung an Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803) mit dem Themenkreis und der Gestalt des Hermann in vier Historiengemälden befasst hat. Gerade Ranges Behandlung der Figuren, die starke Betonung der Gestik, aber auch ihre Aufmachung erinnert an die Malerei Tischbeins d. Ä., etwa an dessen Rinaldo-Armida-Zyklus aus den Jahren 1782/83 (1875/695, 1875/696, 1875/697, 1875/698).
Vermutlich gehören das Gemälde und sein Gegenstück (1875/807) zu den Werken, die Range im März 1791 beim Landgrafen einreichte, um sich für ein Reisebeneficium zu bewerben. Das Stipendium wurde ihm zwar versagt, doch erwarb Wilhelm IX. manche der Gemälde für den Weißensteinflügel von Schloss Wilhelmshöhe, wo sich die vorliegende Historie 1804 nachweisen lässt.
(S. Heraeus, 2003)


Literatur:
  • Casparson, W. L. C. Gustav: Theutomal, Hermanns und Thusneldens Sohn. Kassel 1771.
  • Döring, Wilhelm: Beschreibung des Kurfürstlichen Landsitzes Wilhelmshöhe bey Cassel. Kassel 1804, S. 22, Kat.Nr. 1.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Versuch eines Verzeichnisses der kurfürstlich hessischen Gemälde-Sammlung. Kassel 1819, S. 141, Kat.Nr. 906.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Verzeichniß der Kurfürstlichen Gemählde-Sammlung. Cassel 1830, S. 168, Kat.Nr. 1066.
  • Auszug aus dem Verzeichnisse der Kurfürstlichen Gemälde-Sammlung. Kassel 1845, S. 86, Kat.Nr. 1066.
  • Thieme, U. [Hrsg.]; Becker, F. [Hrsg.]; Vollmer, H. [Hrsg.]: Allgemeines Lexikon der Bildenden Künstler von der Antike bis zur Gegenwart. Leipzig 1907-1950, S. 7 (Bd. 28, 1934).
  • Knackfuß, Hermann: Geschichte der Königlichen Kunstakademie zu Kassel. Aus den Akten der Akademie zusammengestellt. Kassel 1908, S. 90.
  • Tiegel-Hertfelder, Petra: "Historie war sein Fach". Mythologie und Geschichte im Werk Johann Heinrich Tischbeins d. Ä. (1722-1789). Worms 1996, S. 154-168.
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 149-150, Kat.Nr. 125.

Siehe auch:


  1. 1875/807: Theutomal schwört mit Catumar, den Tod seines Vaters zu rächen


Letzte Aktualisierung: 26.05.2021



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