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Friederike Luise Wilhelmine Prinzessin von Preußen



Friederike Luise Wilhelmine Prinzessin von Preußen


Inventar Nr.: 1875/1586
Bezeichnung: Friederike Luise Wilhelmine Prinzessin von Preußen
Künstler: Johann Heinrich Schröder (1757 - 1812), Maler/in
Dargestellt: Wilhelmine Königin der Niederlande (1774 - 1837)
Datierung: um 1789
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Pergament
Maße: 31 x 25 cm (ovaler Spiegel) (Bildmaß)
Provenienz:

alter Bestand, Erwerbungsdatum unbekannt

Beschriftungen:


Katalogtext:
Der Pastellmaler Johann Heinrich Schröder, der auf Brust- und Halbfigurenbildnisse spezialisiert war, hat Friederike Luise Wilhelmine Prinzessin von Preußen (1774-1837) in ovalem Bildausschnitt als Halbfigur vor neutralem dunklem Grund porträtiert. Den Oberkörper nach links gewandt, richtet die etwa 15jährige, die wie ihre Schwester Auguste selbst in der Malerei dilettierte und bei Friedrich Bury (1763-1823) Unterricht nahm, ihren Blick im Dreiviertelprofil auf den Betrachter. Ihr weißes, faltenreiches Kleid mit der blauen Schärpe und dem blauen Band am Arm folgt dem englischen Modestil, ebenso die Frisur mit den hell gepuderten lockigen Haaren, die – wie bei Schröder häufig zu beobachten – sorgfältig durchgezeichnet sind. Gewänder und Frisuren und deren stoffliche Qualitäten verstand er besonders gut zu erfassen, anatomische Details bereiteten ihm hingegen eher Schwierigkeiten.
Friederike Luise Wilhelmine, die dritte Tochter des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II., heiratete 1791 ihren Vetter Wilhelm Friedrich von Oranien-Nassau (1772-1843). 1795 flüchtete sie mit ihm vor den Franzosen nach England, dann 1796 nach Berlin. Als ihrem Gemahl 1803 das Fürstentum Fulda zugesprochen wurde, bewohnte sie mit ihrer Familie Schloss Fasanerie bei Fulda. 1806 kehrte sie nach Berlin zurück. 1813 endete schließlich das Exil und sie wurde an der Seite ihres Mannes erste Königin der Vereinigten Niederlande.
Das Bildnis entstand im Rahmen der zahlreichen Porträtaufträge, die Schröder zwischen 1789 und 1806 für die preußische Königsfamilie ausführte. Es ist das erste von vier Bildnissen, die er von Wilhelmine malte. Eine Replik wird in der »Royal Collection« in London aufbewahrt, eine Variante befand sich 1914 im Besitz des Großherzogs von Hessen (vgl. Biermann 1914, S. 517, Nr. 879). »Da der oranische Prinz 1789 über Braunschweig nach Berlin reiste, um seine junge Frau kennenzulernen, kann das Porträt Anlaß für die Verbindung des braunschweigischen Hofmalers zum preußischen Hof gewesen sein« (Spangenberg, in: AK Potsdam 1994, S. 30).
Im Bildaufbau und in den modischen Details griff Schröder einen von ihm häufig verwendeten konventionellen Typus auf, der sich auch in vielen Porträts von Friedrich August Tischbein findet (1875/1248). Im Vergleich zu den meisterhaften Pastellbildnissen des »Leipziger Tischbein«, der »mit raschem Strich duftig, locker und elegant, mehr die Ausstrahlung als den Körper der Person« zu erfassen verstand (Börsch-Supan, in: AK Potsdam 1994, S. 13), wirken Schröders Bildnisse fester und sind stärker an die Personen gebunden. Anders als Tischbein verwendete er Ende der 1780/90er Jahre häufig eine »nuancierte, helle, auf einem lichten Grau basierende Farbigkeit« (Spangenberg 1995, S. 16f.), bei der die Grauweißtöne vor dunklem Grund in feinen Abstufungen nebeneinander gesetzt sind. Mit dem vorliegenden Bildnis vergleichbar sind etwa das Porträt der Amalie Prinzessin von Hohenlohe-Ingelfingen (Potsdam-Sansoucci, Stiftung Schlösser und Gärten) und die um 1797 ausgeführten Bildnisse der Charlotte Auguste Mathilde Königin von Württemberg (Herzoglich Sachsen Coburg und Gothasche Hauptverwaltung Coburg; Staatliche Museen Meiningen).
(S. Heraeus, 2003)


Literatur:
  • Johann Heinrich Schröder (1757-1812). Preußische Porträts. Potsdam-Sanssouci 1994, S. 30.
  • Spangenberg, Marieluise: Der Meininger Porträtmaler Johann Heinrich Schröder (1757-1812). Monographie und Werkverzeichnis. Meiningen 1995, S. 66, Kat.Nr. 389.
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 157-158, Kat.Nr. 136.


Letzte Aktualisierung: 05.08.2021



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