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Spielende Kinder, Skizze



Spielende Kinder, Skizze


Inventar Nr.: LM 1938/60
Bezeichnung: Spielende Kinder, Skizze
Künstler: Johann Friedrich August Tischbein (1750 - 1812), Maler/in
Dargestellt: unbekannt
Datierung: um 1797
Geogr. Bezug: Dessau
Material / Technik: Leinwand, doubliert (auf Karton aufgezogen)
Maße: 17,5 x 17,5 cm (Bildmaß)
Provenienz:

erworben 1938 von dem Kunsthändler Dr. Rolph Grosse, Berlin


Katalogtext:
Die überwiegend in Grünbrauntönen gehaltene Ölskizze wird in Dessau entstanden sein, wo Tischbein mehrere Gemälde mit im Freien spielenden Kindern malte. Das Motiv der sich umarmenden Kinder, das im Zentrum der Figurengruppe steht, findet sich auch in dem Gemälde »Leopold IV. Friedrich Herzog von Anhalt als Knabe mit zwei Geschwistern« (Dessau, Anhaltische Gemäldegalerie, Inv. Nr. 704), das Tischbein in Dessau um 1797 gemalt hat. Dort nimmt man an, dass es sich bei dem Mädchen im langen, weißen Kleid um Amalie Auguste (1793-1854) handelt, die älteste Tochter des Erbprinzen Friedrich und seiner Frau Christiane Amalie. Das Kind, das sie in den Armen hält, wird ihr zwei Jahre jüngerer Bruder Georg Bernhard (1796-1865) sein. Im Gegensatz zur Ölskizze ist in der Gemäldefassung auch der Erbprinz Leopold Friedrich (1794-1871) mit einer Trommel am linken Bildrand auszumachen. Das etwas ältere Kind mit den dunklen Kleidern und dem großen, weißen Spitzenkragen, das in der Skizze in der unteren linken Ecke halb am Boden liegt, taucht auch im Gemälde auf und steht hinter dem Erbprinzen. Es lässt sich aber, ebenso wie die übrigen Kinder, nicht identifizieren.
Die Kinder sind eingebunden in die Natur. Ihre Kleidung hebt sich kaum von den Grünbrauntönen ihrer Umgebung ab. Allein die hellen Kleider der beiden Mädchen und die weißen Kragen der Jungen sowie deren rote Wangen setzen einzelne Farbakzente.
Das Sujet der ins Spiel vertieften Kinder im Freien ist Ausdruck veränderter Vorstellungen vom Kind und von seiner Erziehung. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wandelte sich die Auffassung von der Familie und mit ihr der Status des Kindes. Der Hof in Dessau, wo zeitweise die Reformpädagogen Johann Bernhard Basedow und Joachim Heinrich Campe wirkten, war mehr als andere deutsche Höfe offen für die neuen, von Rousseau inspirierten Ideale einer ›natürlichen Erziehung‹.
(S. Heraeus, 2003)


Literatur:
  • Jahrhundertausstellung deutscher Kunst 1650-1800. Darmstadt 1914, S. 144, Kat.Nr. 701.
  • Stoll, Adolf: Der Maler Friedrich August Tischbein und seine Familie. Stuttgart 1923, S. 183.
  • Franke, Martin: Johann Friedrich August Tischbein. Leben und Werk. Egelsbach u. a. 1993, Kat.Nr. 21 (Bd. 2).
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 209-210, Kat.Nr. 182.
  • Lange, Justus: Tussen Sentiment en Humor. Johann Friedrich August Tischbein als Schilder van het Gevoel.


Letzte Aktualisierung: 09.11.2020



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