Darstellungen aus dem Leben des Tobias



Darstellungen aus dem Leben des Tobias


Inventar Nr.: 1875/885
Bezeichnung: Darstellungen aus dem Leben des Tobias
Künstler: Emanuel Johann Karl Wohlhaupter (1683 - 1756), Maler/in, Umkreis
Datierung: um 1749/1750
Geogr. Bezug: Fulda
Material / Technik: Leinwand, doubliert
Maße: 40,5 x 42,5 cm (vier Ecken der Leinwand angestückt) (Bildmaß)
Provenienz:

erworben 1816 im Zuge der Eingliederung Fuldas in das Kurfürstentum Hessen

Beschriftungen:


Katalogtext:
Die Geschichte des Tobias wird in einem der apokryphen Bücher des Alten Testaments erzählt. Der fromme, gesetzestreue Jude Tobias aus Ninive hatte trotz eines Verbots einen ermordeten Glaubensgenossen bestattet. Als Prüfung lässt Gott ihn durch Schwalbenmist erblinden, worauf er von seiner Frau ob seiner Nutzlosigkeit geschmäht wird. Schließlich heilt ihn sein Sohn mit Hilfe des Erzengels Raphael.
Dargestellt sind die ersten drei Szenen der Geschichte (Tob 2, 3-23). Im Vordergrund der linken Bildecke begraben Tobias, ein bärtiger Mann mittleren Alters mit einem Turban auf dem Kopf, und der Sohn des Tobias den Toten in einem weißen Leichentuch. Im Mittelgrund der sonnendurchfluteten, parkähnlichen Landschaft, in der Laubbäume und Zypressen wachsen, sitzt Tobias am Eingang eines antikischen Gebäudes. Durch die Berührung mit dem Leichnam unrein geworden, betrat er – wie in der Textquelle berichtet – sein Haus nicht mehr, sondern legte sich an der Hofmauer unter einem Schwalbennest nieder. Das Nest mit dem herabfallenden Kot, der zu Tobias Erblindung führt, ist in der linken oberen Ecke des Türrahmens dargestellt. Die dritte Szene der Geschichte ist mit der hageren alten Frau angedeutet, die in gewisser Entfernung zum Gebäude in strengem Profil nach links einen Ziegenbock hütet. Es ist Hanna, die Frau des Tobias, die eine Ziege gekauft hatte, die ihr erblindeter Mann aber für gestohlen hielt und deren Rückgabe er forderte. Die Figuren der zweiten und dritten Szene, der erblindete Tobias und seine Frau, sind von schwächerer Qualität als die übrigen Personen. Bis auf die Figur des Knaben in der Begräbnisszene erinnert wenig an Wohlhaupters Malstil (Gregor Stasch, Gespräch am 27.5.2002).
Bei dem Gemälde, ebenso wie bei »Jonas unter der Kürbislaube« (1875/886), das nahezu dieselben Bildmaße hat, wurden jeweils die Ecken angestückt. Man darf vermuten, dass sie als Pendants verwendet wurden, vielleicht auch als solche konzipiert waren. Dies legt die ähnliche Farbgebung nahe: vorherrschend sind die Grüntöne der Landschaft, vor denen sich die farbigen Gewänder in Hellblau, Blassrot und Braun abzeichnen.
(S. Heraeus, 2003)


Literatur:
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Verzeichniß der Kurfürstlichen Gemählde-Sammlung. Cassel 1830, S. 219, Kat.Nr. 1404.
  • Auszug aus dem Verzeichnisse der Kurfürstlichen Gemälde-Sammlung. Kassel 1845, S. 52, Kat.Nr. 1404.
  • Johann Andreas Herrlein und die barocke Malerei in Fulda. Fulda 1991, S. 113, Kat.Nr. 47.
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 357-358, Kat.Nr. 338.


Letzte Aktualisierung: 26.05.2021



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