Feldwache in einer Waldlichtung



Feldwache in einer Waldlichtung


Inventar Nr.: GK 52
Bezeichnung: Feldwache in einer Waldlichtung
Künstler: Jan d. Ä. Brueghel (1568 - 1625), Maler/in
Datierung: 1607
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Öl
Maße: 32,8 x 42 cm (Bildmaß)
65 x 74 x 12 cm (Rahmenmaß)
Provenienz:

erworben vor 1749 durch Wilhelm VIII.

Beschriftungen: Signatur: BRUEGHEL 1607


Katalogtext:
Jan Brueghel d. Ä. gehörte zu den am höchsten geschätzten Malern in den südlichen Niederlanden. Er spezialisierte sich auf fein gemalte Kabinettbilder und war damit auf dem sich herausbildenden Kunstmarkt sehr erfolgreich. Blasius Hütter, Sekretär des Erzherzogs Albrecht von Habsburg, notierte bereits 1599, dass Jan Brueghel „für kleynen Figurlein der beste Meister“ sei (Büttner 2006, S. 158). Häufig arbeitete er mit anderen Künstlern zusammen, wie mit Peter Paul Rubens oder Joos de Momper. Die Kasseler „Feldwache in einer Waldlichtung“ ist jedoch komplett von ihm und das Werk gehört zu den wichtigen Wegbereitern der flämischen Waldlandschaft.

Vor einer Waldlichtung hat eine Gruppe Bewaffneter Halt gemacht. Einer der drei Reiter ist abgestiegen, um seine Notdurft zu verrichten, ein anderer stützt sich auf seine Muskete auf. Kriegerische Auseinandersetzungen sind nicht zu erkennen. Im Mittelgrund erkennt man zwei weitere Soldaten, die sich auf die Erde niedergesetzt haben, weiter hinten zieht ein Bauernpaar vorbei. In der linken Bildhälfte öffnet sich die Landschaft und gibt den Blick frei auf eine entfernt liegende Kirche, geschickt leitet Brueghel so in die Landschaft hinein. Die erzählerischen Motive vermitteln dabei den Eindruck der unmittelbaren Schilderung erlebter Eindrücke.

Mit dem niedrigen Augenpunkt und gleichmäßiger Tiefenerstreckung setzt sich Brueghel zudem kompositorisch deutlich von seinem Vater ab, dessen „Weltlandschaften“ wie aus der Vogelperspektive heraus gezeigt scheinen (vgl. Kat. 1). Und dennoch erweist sich bei näherer Betrachtung auch das Werk des Sohnes trotz der lebensnahen Schilderung als eine bis in die Details durchkomponierte Komposition. Die dunkel gekleideten Soldaten im Vordergrund sind überwiegend als Rückfiguren gezeigt und lassen so den Betrachter unmittelbar am Geschehen teilhaben. Sie leiten den Blick zu den vom Sonnenlicht erfassten Figuren im Mittelgrund. Eine weitere dunklere Zone grenzt diese Lichtung wiederum vom hellen Hintergrund ab. Das Licht ist also das zentrale Gestaltungselement und verleiht der Landschaft räumliche Tiefe.
(J. Lange, 2011)


Inventare:
  • Catalogue des Tablaux. Kassel 1749, S. 15, Nr. 149.
Literatur:
  • Causid, Simon: Verzeichnis der Hochfürstlich-Heßischen Gemälde-Sammlung in Cassel. Kassel 1783, S. 128, Kat.Nr. 131.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Versuch eines Verzeichnisses der kurfürstlich hessischen Gemälde-Sammlung. Kassel 1819, S. 23, Kat.Nr. 128.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Verzeichniß der Kurfürstlichen Gemählde-Sammlung. Kassel 1830, S. 29, Kat.Nr. 156.
  • Auszug aus dem Verzeichnisse der Kurfürstlichen Gemälde-Sammlung. Kassel 1845, S. 19, Kat.Nr. 156.
  • Aubel, L.; Eisenmann, Oscar: Verzeichniß der in der Neuen Gemälde-Galerie zu Cassel befindlichen Bilder. 2. Aufl. Kassel 1878, S. 16, Kat.Nr. 156.
  • Eisenmann, Oscar: Katalog der Königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. Nachtrag von C. A. von Drach. Kassel 1888, S. 35, Kat.Nr. 43.
  • Gronau, Georg: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Cassel. Berlin 1913, S. 10, Kat.Nr. 52.
  • Gronau, Georg; Luthmer, Kurt: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. 2. Aufl. Berlin 1929, S. 12, Kat.Nr. 52.
  • Luthmer, Kurt: Staatliche Gemäldegalerie zu Kassel. Kurzes Verzeichnis der Gemälde. 34. Aufl. Kassel 1934, S. 9, Kat.Nr. 52.
  • Voigt, Franz: Die Gemäldegalerie Kassel. Führer durch die Kasseler Galerie. Kassel 1938, S. 33, Kat.Nr. 52.
  • Vogel, Hans: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. Kassel 1958, S. 38, Kat.Nr. 52.
  • Bott, Gerhard; Gronau, Georg; Herzog, Erich; Weiler, Clemens: Meisterwerke hessischer Museen. Die Gemäldegalerien in Darmstadt, Kassel und Wiesbaden. Hanau 1967, S. 160, Abbildung S. Taf. 8, Kat.Nr. 8.
  • Herzog, Erich: Die Gemäldegalerie der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel. Geschichte der Galerie von Georg Gronau und Erich Herzog. Hanau 1969, S. 72, 82, Abbildung S. 7, Taf. 20.
  • Lehmann, Jürgen M.; Verein der Freunde der Kasseler Kunstsammlungen, Kassel e. V. [Hrsg.]: Gemäldegalerie Alte Meister. Schloß Wilhelmstal. Bildheft mit 100 Meisterwerken. Kassel 1975, Abbildung S. 41.
  • Ertz, Klaus: Jan Brueghel d. Ä. Die Gemälde mit kritischem Oeuvrekatalog. Köln 1979, Abbildung S. 152 Taf. 159, Kat.Nr. 150.
  • Adler, Wolfgang; Herzog, Erich; Lahusen, Friedrich; Lehmann, Jürgen M.: Gemäldegalerie Alte Meister Schloß Wilhelmshöhe. Braunschweig 1981, S. 36-37, Abbildung S. 34.
  • Schnackenburg, Bernhard: Flämische Meister in der Kasseler Gemäldegalerie. Kassel 1985, S. 16, 20, Abbildung S. Farbabb. 4, Kat.Nr. 4.
  • Hanschke, Ulrike: Die flämische Waldlandschaft. Anfänge und Entwicklungen im 16. und 17. Jahrhundert. Worms 1988, S. 75.
  • Schnackenburg, Bernhard: Gemäldegalerie Alte Meister Gesamtkatalog. Staatliche Museen Kassel. 2 Bde. Mainz 1996, S. 71, Abbildung S. 90 Farbabb.; Taf. 22 (Bd. II).
  • Lange, Justus; Mulders, Christine van; Schnackenburg, Bernhard; Vander Auwera, Joost: Pan & Syrinx. Eine erotische Jagd. Peter Paul Rubens, Jan Brueghel und ihre Zeitgenossen. Ausstellungskatalog Staatliche Museen Kassel/Städel Museum Frankfurt am Main, bearbeitet von Justus LAnge u.a., Kassel 2004. Kassel 2004, S. 105-106, Abbildung S. 104, 107, Kat.Nr. 2.
  • Lange, Justus (u.a.): Dialoge. Barocke Meisterwerke aus Darmstadt zu Gast in Kassel. Petersberg 2011, S. 42, Abbildung S. 43, Kat.Nr. 2.
  • Dohe, Sebastian; Guratzsch, Herwig; Lange, Justus: 'Die holländischen Bilder hab ich freilich gern'. Wilhelm Busch und die Alten Meister. Kassel 2013, S. 142, Abbildung S. 57, 142, Kat.Nr. 4.
  • Neidhardt, Uta; Krüger, Konstanze [Hrsg.]: Das Paradies auf Erden. Flämische Landschaften von Bruegel bis Rubens. Kat. Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Gemäldegalerie Alte Meister. Dresden 2016, S. 249, Abbildung S. 249, Kat.Nr. 92.
  • Rehm, Stefanie: Tischbein und die Kunst des "Goldenen Zeitlaters". Rezeptionsgeschichte(n) um 1800. Heidelberg 2020, S. 282, Abbildung S. 284.


Letzte Aktualisierung: 04.06.2020



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