Maria mit dem stehenden Jesuskind



Maria mit dem stehenden Jesuskind


Inventar Nr.: GK 487
Bezeichnung: Maria mit dem stehenden Jesuskind
Künstler: Giovanni Battista Cima (1459/1460 - 1517/1518), Maler/in, Werkstatt
Datierung: Ende 15. Jh.
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Öl
Maße: 66 x 62 cm (Bildmaß)
86 x 82 x 5 cm (Rahmenmaß)
Provenienz:

erworben 1827 bei Artaria in Mannheim durch Wilhelm II.


Katalogtext:
Auf einer Marmorbrüstung vor tiefblauem Gewässer und Landschaftsausblick sitzt die Gottesmutter mit dem stehenden Jesuskind auf ihrem Schoß. Völlig nackt wird so den Betrachtenden der Sohn Gottes in seiner menschlichen Gestalt gezeigt und auf seine zweifache Natur als Mensch und Gott zugleich verwiesen. Maria selbst ist in einen blauen Mantel mit gelb-goldenem Innenfutter gehüllt und trägt darunter ein rotes Kleid. Ihr Haupt ist mit einem durchsichtigen Schleier bedeckt – ein beliebtes Mittel zur Verdeutlichung malerischer Qualität. Auf der anderen Uferseite erschließt sich eine hügelige Landschaft mit Stadtansicht auf der linken und einer Bergkette auf der rechten Seite, die deutlich lokal durch das Vorbild des ländlichen Veneto geprägt ist. Die heute besonders für die Prosecco-Produktion bekannte Gemeinde Conegliano und ihre charakteristische Landschaft setze Cima wiederholt und gekonnt in Szene.
Die Kasseler „Madonna mit Kind“ zeigt außerdem, wie effektiv der Maler und seine Werkstatt einzelne Bildelemente zusammensetzten, um der hohen Nachfrage an privaten Devotionsbilder gerecht zu werden: So findet sich das Motiv der Maria mit stehendem Jesuskind in diversen Bildern, von denen in der Literatur die Londoner Version (National Gallery, Inv.-Nr. NG 300) oder jene in Raleigh (North Carolina Museum of Art, Inv.-Nr. 52.9.152) als Erstfassungen diskutiert werden. Die Stadtansicht im Hintergrund der linken Seite wiederum findet sich ebenfalls in der „Madonna dell’arancio“ in Venedig (Gallerie dell’Accademia, Inv.-Nr. 815). Interessanterweise wurden die Madonnen, die vermutlich in der zweiten Hälfte der 1490er Jahre entstanden, nicht deckungsgleich wiederholt, sondern jeweils in ihrer Landschaftsansicht differenziert.

(M.Rotter, 2024)


Literatur:
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Verzeichniß der Kurfürstlichen Gemählde-Sammlung. Kassel 1830, S. 6, Kat.Nr. 28.
  • Auszug aus dem Verzeichnisse der Kurfürstlichen Gemälde-Sammlung. Kassel 1845, S. 6, Kat.Nr. 28.
  • Aubel, L.; Eisenmann, Oscar: Verzeichniß der in der Neuen Gemälde-Galerie zu Cassel befindlichen Bilder. 2. Aufl. Kassel 1878, S. 31, Kat.Nr. 327.
  • Eisenmann, Oscar: Katalog der Königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. Nachtrag von C. A. von Drach. Kassel 1888, S. 289, Kat.Nr. 449.
  • Gronau, Georg: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Cassel. Berlin 1913, S. 83, Kat.Nr. 487.
  • Luthmer, Kurt: Staatliche Gemäldegalerie zu Kassel. Kurzes Verzeichnis der Gemälde. 34. Aufl. Kassel 1934, S. 41, Kat.Nr. 487.
  • Vogel, Hans: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. Kassel 1958, S. 44, Kat.Nr. 487.
  • Lehmann, Jürgen M.: Staatliche Kunstsammlungen Kassel. Katalog 1. Italienische, französische und spanische Gemälde des 16.-18. Jahrhunderts. Fridingen 1980, S. 105, Abbildung S. 104.
  • Humfrey, Peter: Cima da Conegliano. Cambridge 1983, S. 105, Abbildung S. Abb. 65b.
  • Schnackenburg, Bernhard: Gemäldegalerie Alte Meister Gesamtkatalog. Staatliche Museen Kassel. 2 Bde. Mainz 1996, S. 82, Abbildung S. Taf. 296 (Bd. II).
  • Villa, Carlo Federico [Bearb.]: Cima da Conegliano. Poeta del Paesaggio. Ausstellung Conegliano, Palazzo Sarcinelli 26.2.-2.6.2010. Venedig 2010, S. 140, Abbildung S. 143.


Letzte Aktualisierung: 28.05.2024



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