Herzog Heinrich der Fromme von Sachsen



Herzog Heinrich der Fromme von Sachsen


Inventar Nr.: GK 15
Bezeichnung: Herzog Heinrich der Fromme von Sachsen
Künstler: Lucas d. Ä. Cranach (1472 - 1553), Maler/in
Dargestellt: Heinrich V. Herzog von Sachsen (1473 - 1541)
Datierung: um 1528
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Eichenholz
Maße: 28,4 x 22,5 cm (Bildmaß)
42 x 36,2 x 5 cm (Rahmenmaß)
Provenienz:

erworben vermutlich unter Philipp dem Großmütigen (1518-1567).


Katalogtext:
Heinrich der Fromme (1473-1541) war ein Onkel der Christine von Sachsen, Gemahlin Landgraf Philipps des Großmütigen von Hessen. Nach Einführung der Reformation in seinem Territorium trat er dem 1531 auf Betreiben Philipps gegründeten Schmalkaldischen Bund protestantischer Fürsten bei. Das qualitätvolle Porträt, das in der feinen Modellierung mit dem eigenhändigen Bildnis des Hans Luther von 1527 auf der Wartburg (Ausst. Kat. Kronach 1994, s. GK 11, Nr. 160) übereinstimmt, dürfte um 1528 entstanden sein. Dies Datum findet sich auf einer Werkstatt-Kopie in Atlanta, High Museum of Art, die den Dargestellten als Halbfigur mit Händen zeigt (E. M. Zafran, European Art in the High Museum, Atlanta/Georgia 1984, S. 98).

Jüngst wurde der Vorschlag gemacht, in dem Dargestellten Johann Freiherr von Schwarzenberg (1463-1528) zu sehen, von dem es ein Bildnis aus dem Jahr 1531 gibt (http://digi.ub.uni-heidelberg.de/fwhb/klebeband2), das kompositorisch sehr vergleichbar ist (Freundlicher Hinweis von Dr. Johannes Hartau, Hamburg, 10.04.2020). Ähnlich sieht dies auch die Datenbank cranach.net (https://cranach.ub.uni-heidelberg.de/wiki/index.php/CorpusCranach:Johann_von_Schwarzenberg). Der Vorschlag findet sich wiederholt in Hofbauer 2021, S. 214.

Das Cranach Digital Archive sieht dagegen in dem Dargestellten nach wie vor Herzog Heinrich den Frommen (http://lucascranach.org). Der neue Identifizierungsvorschlag vermag jedoch nicht völlig zu überzeugen. Insbesondere die Nasen-Mund-Partie sieht doch wesentlich markanter in dem Holzschnitt aus. Auch wäre der Freiherr auf unserem Gemälde 64 Jahre alt, der Herzog dagegen 54, was dem Alter des Dargestellten besser zu entsprechen scheint. Auch wäre zu fragen, wie der Wittenberger Hofmaler Lucas Cranach, den Auftrag für ein Porträt des in Nürnberg lebenden Freiherrn erhalten haben könnte.
(J.Lange, 2022)


Literatur:
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Versuch eines Verzeichnisses der kurfürstlich hessischen Gemälde-Sammlung. Kassel 1819, S. 153, Kat.Nr. 977.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Verzeichniß der Kurfürstlichen Gemählde-Sammlung. Kassel 1830, S. 4, Kat.Nr. 15.
  • Eisenmann, Oscar: Katalog der Königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. Nachtrag von C. A. von Drach. Kassel 1888, S. 5, Kat.Nr. 6.
  • Michaelson, Hedwig: Lukas Cranach der Ältere. Untersuchung über die stilistische Entwicklung seiner Kunst. Diss. Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Leipzig 1902, S. 108, Kat.Nr. 12.
  • Gronau, Georg: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Cassel. Berlin 1913, S. 15, Kat.Nr. 15.
  • Gronau, Georg; Luthmer, Kurt: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. 2. Aufl. Berlin 1929, S. 18, Kat.Nr. 15.
  • Friedländer, Max J. [Hrsg.]; Rosenberg, Jakob [Hrsg.]: Die Gemälde von Lucas Cranach. Berlin 1932, S. 76, Abbildung S. Taf. 255, Kat.Nr. 255.
  • Luthmer, Kurt: Staatliche Gemäldegalerie zu Kassel. Kurzes Verzeichnis der Gemälde. 34. Aufl. Kassel 1934, S. 6, Kat.Nr. 15.
  • Voigt, Franz: Die Gemäldegalerie Kassel. Führer durch die Kasseler Galerie. Kassel 1938, S. 39-40, Kat.Nr. 15.
  • Vogel, Hans: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. Kassel 1958, S. 47, Abbildung S. 47 Taf. 15, Kat.Nr. 15.
  • Vogel, Hans: 45 Gemälde der Kasseler Galerie. Kassel 1961, S. 16, Abbildung S. 17.
  • Bott, Gerhard; Gronau, Georg; Herzog, Erich; Weiler, Clemens: Meisterwerke hessischer Museen. Die Gemäldegalerien in Darmstadt, Kassel und Wiesbaden. Hanau 1967, S. 99.
  • Herzog, Erich: Die Gemäldegalerie der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel. Geschichte der Galerie von Georg Gronau und Erich Herzog. Hanau 1969, S. 11.
  • Koepplin, Dieter; Falk, Tilman: Lukas Cranach. Gemälde, Zeichnungen, Druckgraphik. Kunstmuseum Basel. Ausstellung 15.6.1974 - 8.11.1974. 2 Bde. Basel - Stuttgart 1974/76, S. 696, Kat.Nr. 618.
  • Friedländer, Max J.; Rosenberg, Jakob: Die Gemälde von Lucas Cranach. 2. Aufl. Basel - Boston - Stuttgart 1979, S. 132, Kat.Nr. 318.
  • Schneckenburger-Broschek, Anja: Die altdeutsche Malerei. Kassel, Staatliche Kunstsammlungen Kassel 1982, S. 12, 38, 63, Abbildung S. 88.
  • Schnackenburg, Bernhard: Gemäldegalerie Alte Meister Gesamtkatalog. Staatliche Museen Kassel. 2 Bde. Mainz 1996, S. 87-88, Abbildung S. Taf. 249 (Bd. II).
  • Schneckenburger-Broschek, Anja: Altdeutsche Malerei. Die Tafelbilder und Altäre des 14. bis 16. Jahrhunderts in der Gemäldegalerie Alte Meister und im Hessischen Landesmuseum Kassel. Kassel, Staatliche Kunstsammlungen Kassel 1997, S. 77-81, Abbildung S. 78.
  • Carrasco, Julia [Redaktion,Lektorat]; Lange, Justus [Redaktion, Lektorat]: Bild und Botschaft. Cranach im Dienst von Hof und Reformation. Ausstellung Stiftung Schloss Friedenstein Gotha, Herzogliches Museum, 29.3-19.7.2015 / Museumslandschaft Hessen Kassel, Gemäldegalerie Alte Meister, Schloss Wilhelmshöhe 21.8.-29.11.2015. Heidelberg 2015, S. 29-30, Abbildung S. 30.
  • Hofbauer, Michael: Cranach. Parerga und Paralipomena. Heidelberg 2021, S. 212-214, Abbildung S. 213.


Letzte Aktualisierung: 18.05.2022



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