Stillleben mit Jagdgeräten zum Vogelfang



Stillleben mit Jagdgeräten zum Vogelfang


Inventar Nr.: GK 1142
Bezeichnung: Stillleben mit Jagdgeräten zum Vogelfang
Künstler: Johannes Leemans (1633 - 1688), Maler/in
Datierung:
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Öl
Maße: 32 x 31 cm (Bildmaß)
43,7 x 42,3 x 4,7 cm (Rahmenmaß)
Provenienz:

erworben vor 1808, Verkaufliste 1808 Nr. 201

Beschriftungen: Signatur: I. Leemans


Katalogtext:
Ein Themenkreis der Trompe-l’OEil-Malerei ist der des Jagdstilllebens. Diese Gemälde zeigen sowohl erlegte Tiere als auch Waffen. Susanne Schwertfeger unterscheidet zwei Typen: Zum ersten Typ der meist querrechteckigen Gemälde, die Jagdgerätschaften – oft zum Vogelfang – zeigen, gehören die Werke von Johannes Leemans. Zum zweiten Typ gehören hochformatige
Gemälde, die weniger Objekte zeigen, die meist gebündelt in der Vertikalen herabhängen. Das kleine, fast quadratische Stillleben mit Jagdgeräten
ist eines von zahlreichen Gemälden dieser Art, die der Künstler malte. Die Utensilien, die eine Jagdtasche, Lockpfeifen an seidenen Bändern links und
rechts im Bild und einen Lockvogelkäfig umfassen,sind an Nägeln hängend vor einem neutralen dunklen Hintergrund dargestellt. Der Lichteinfall kommt
von links, wie übrigens in allen Jagd-Trompe-l’OEils. Die Stofflichkeitsillusion der unterschiedlichen Materialien wird vor allem durch die Art und Weise erreicht, in der Lichter aufgesetzt werden. So weist der Stoff der Jagdtasche stumpfere Reflexe auf als das Horn rechts. Insgesamt ist festzustellen, dass dieses Werk von Leemans im Vergleich etwa zu Jagdgeräte an einer Bretterwand von Franz de Hamilton (GK 1081) den Betrachter weit weniger zu täuschen vermag, was nicht zuletzt an der weniger qualitätvollen
Stofflichkeitsillusion der Gegenstände liegt.Der Vogelkäfig ist in extremer Untersicht gemalt, was auf den Anbringungsort des Tafelbildes über
einer Tür schließen lässt. Die Signatur des Künstlers „I. Leemans“ befindet sich auf der Unterseite des Käfigs. Datiert ist das Gemälde nicht. Laut
Hans-Joachim Raupp lassen sich die undatierten Werke Leemans’ anhand stilistischer Merkmale aufgrund der schwer fassbaren künstlerischen
Entwicklung zeitlich nicht näher einordnen. Die Farbpalette der Jagd-Trompe-l’OEils ist auf Brauntöne beschränkt. Farbakzente tauchen nur selten in Form von roten Schleifen und Ähnlichem auf. Materialien, die einen herrschaftlichen Zusammenhang vermuten lassen, fehlen. Unter Umständen ist dies einer schnellen Produktionsweise geschuldet. In den Niederlanden gab es vergleichsweise viele Maler und eine Spezialisierung auf ein einzelnes Malfach, selbst die zigfache Wiederholung ein und desselben Sujets waren keine Seltenheit. Leemans malte allerdings neben den Jagdstillleben dieser Art auch Vanitas-Stillleben, konnte aber offenbar nicht durchgehend von der
Malerei leben, denn er betätigte sich auch als Weinhändler und Immobilienspekulant. Die wohlangeordneten und kaum abgenutzten Gegenstände im Kasseler Jagdstillleben verweisen auf den nicht für die Ernährung zwingend notwendigen Zeitvertreib des Singvogelfangs. Der Entstehungsort Den Haag und die Nähe zur statthalterlichen Residenz mag zur Beliebtheit des ehemals aufgrund von Jagdprivilegien adeligen Motivs der
Jagd beigetragen haben. Singvogelfang war im 17. Jahrhundert tatsächlich im bürgerlichen, aber auch im bäuerlichen Umfeld verbreitet.Interessanterweise
konnte Schwertfeger feststellen, dass derartige Jagd-Trompe-l’OEils vornehmlich zur Dekoration der Eingangshalle eines Bürgerhauses, also
des repräsentativsten Raums des Hauses, genutzt wurden und damit eine Anlehnung an den Adel deutlich wird.Letztlich wird das Sujet so in den
bürgerlichen Bereich übertragen.
(I. Beckmann, 2015)


Literatur:
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Versuch eines Verzeichnisses der kurfürstlich hessischen Gemälde-Sammlung. Kassel 1819, S. 146, Kat.Nr. 933a.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Verzeichniß der Kurfürstlichen Gemählde-Sammlung. Cassel 1830, S. 184, Kat.Nr. 1162.
  • Auszug aus dem Verzeichnisse der Kurfürstlichen Gemälde-Sammlung. Kassel 1845, S. 30, Kat.Nr. 1162.
  • Schnackenburg, Bernhard: Gemäldegalerie Alte Meister Gesamtkatalog. Staatliche Museen Kassel. 2 Bde. Mainz 1996, S. 169.
  • Lange, Justus; Carrasco, Julia: Kunst und Illusion. Das Spiel mit dem Betrachter. Petersberg 2016, S. 88, Kat.Nr. 26.


Letzte Aktualisierung: 07.09.2023



© Hessen Kassel Heritage 2024
Datenschutzhinweis | Impressum