Lesende Madonna
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Inventar Nr.:
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GK 556 |
Bezeichnung:
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Lesende Madonna |
Künstler:
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Benedetto Luti (1666 - 1724), Maler/in
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Datierung:
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um 1713 |
Geogr. Bezug:
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Material / Technik:
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Leinwand |
Maße:
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88,5 x 64 cm (Bildmaß)
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Provenienz: | erworben vermutlich 1756 durch Wilhelm VIII. von dem Hamburger Händler Gerhard Morell |
Katalogtext:
In Florenz geboren und ausgebildet, wurde Benedetto Luti 1690 zur Vertiefung seiner Künstlerformation nach Rom geschickt, wo seine Malweise von Künstlern wie u.a. Carlo Maratti beeinflusst wurde. Dies zeigt sich z.B. in der weichen und pastellartigen Malweise der Madonnen beider Maler, wie auch das Kasseler Beispiel von Lutis Hand erkennen lässt. Bei dem Gemälde, das die Gottesmutter andächtig in die Lektüre versunken zeigt, handelt es sich um eine von drei bekannten Versionen. Maffeis benennt die Madonna in der Villa del Poggio Imperiale in Florenz als Urversion und eine Variante mit heute unbekanntem Standort (1982 bei Finarte Mailand, Los-Nr. 141) sowie das Kasseler Bild als Repliken derselben. Letzteres wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört. 2013 stand zuletzt eine weitere Variante auf Kupfer zum Verkauf (Michael Zeller, Lindau).
Das Motiv der lesende Maria erfreute sich in der Renaissancemalerei seit dem 15. Jahrhundert großer Beliebtheit und emanzipierte sich von der Verkündigungsszene sowie Darstellungen mit dem Christuskind. Die Versunkenheit in das Studium zeugt von der Vorbildlichkeit der Mutter Christi und stilisierte sie als gläubige und belesene Frau. In Anlehnung daran entwickelte sich auch ein entsprechender marianischer Kult, wie z.B. das Santuario della Madonna del Libro in der Toskana illustriert. Das überschaubare Format ermöglichte eine Verwendung als privates Andachtsbild; eine Tendenz, die sich seit dem Spätmittelalter entwickelte und die künstlerische Produktion kleinformatiger Sakralwerke vorantrieb. Für diese erhöhte Nachfrage sprechen auch die Wiederholungen solch populärer Themen.
(M.Rotter, 2025)
Inventare:
- Catalogue des Tablaux. Kassel 1749, S. 79, Nr. 867.
Literatur:
- Causid, Simon: Verzeichnis der Hochfürstlich-Heßischen Gemälde-Sammlung in Cassel. Kassel 1783, S. 101, Kat.Nr. 52.
- Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Versuch eines Verzeichnisses der kurfürstlich hessischen Gemälde-Sammlung. Kassel 1819, S. 102, Kat.Nr. 620.
- Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Verzeichniß der Kurfürstlichen Gemählde-Sammlung. Kassel 1830, S. 121, Kat.Nr. 728.
- Auszug aus dem Verzeichnisse der Kurfürstlichen Gemälde-Sammlung. Kassel 1845, S. 72, Kat.Nr. 728.
- Parthey, Gustav: Deutscher Bildersaal. Verzeichnis der in Deutschland vorhandenen Ölbilder verstorbener Maler aller Schulen. Berlin 1863/64, S. 63 (Bd. 2), Kat.Nr. 4.
- Aubel, L.; Eisenmann, Oscar: Verzeichniß der in der Neuen Gemälde-Galerie zu Cassel befindlichen Bilder. 2. Aufl. Kassel 1878, S. 65, Kat.Nr. 728.
- Eisenmann, Oscar: Katalog der Königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. Nachtrag von C. A. von Drach. Kassel 1888, S. 324, Kat.Nr. 518.
- Bott, Gerhard; Gronau, Georg; Herzog, Erich; Weiler, Clemens: Meisterwerke hessischer Museen. Die Gemäldegalerien in Darmstadt, Kassel und Wiesbaden. Hanau 1967, S. 123.
- Herzog, Erich: Die Gemäldegalerie der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel. Geschichte der Galerie von Georg Gronau und Erich Herzog. Hanau 1969, S. 35.
- Lehmann, Jürgen M.: Staatliche Kunstsammlungen Kassel. Katalog 1. Italienische, französische und spanische Gemälde des 16.-18. Jahrhunderts. Fridingen 1980, S. 159, Abbildung S. 159.
- Schnackenburg, Bernhard: Gemäldegalerie Alte Meister Gesamtkatalog. Staatliche Museen Kassel. 2 Bde. Mainz 1996, S. 175, Abbildung S. Taf. 343 (Bd. II).
- Maffeis, Rodolfo: Benedetto Luti. L'Ultimo Maestro. Florenz 2012, S. 247, Abbildung S. 247.
Letzte Aktualisierung: 14.01.2025