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Pierre Cotrell



Pierre Cotrell


Inventar Nr.: GK 1050a
Bezeichnung: Pierre Cotrell
Künstler: Anton Wilhelm Tischbein (1730 - 1804), Maler/in
Dargestellt: Pierre Cotrell (um 1728 - nach 1783)
Datierung: um 1770
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Leinwand, doubliert
Maße: 85,2 x 67,5 cm (Bildmaß)
Provenienz:

erworben 1970 von Dr. Rolph Grosse, Frankfurt/Main


Katalogtext:
In einem Innenraum vor einer braunen Wand ist Pierre Cotrell als Halbfigur frontal in Szene gesetzt. Die linke Hand auf den Oberschenkel gestützt, den rechten Arm auf der Marmorplatte eines Konsoltisches, sitzt er auf einem Stuhl mit Korbgeflecht und schaut direkt zum Betrachter. Wirkungsvoll hat Tischbein die Stofflichkeit der eleganten Kleidung erfasst und deren Falten mit den dunklen Schatten exakt wiedergegeben. Cotrell trägt einen blauen Samtrock mit braunem Pelzbesatz, darunter eine goldene Seidenweste mit Blumenstickereien. Jabot und Ärmel sind mit kostbaren weißen Spitzen besetzt. Wie in vielen Bildnissen des »Hanauer Tischbein« ist auch hier der Dargestellte mit etwas beschäftigt. Er hält einen Brief in der rechten Hand. Der geöffnete Umschlag, der seitlich auf dem Tisch liegt, verrät seine Identität als Händler (»négociant«) in Frankfurt: »Monsieur Pierre Cotrell./negt/à/ Francfort«.
Pierre Cotrell stammte aus einer Hugenottenfamilie, die in Hanau ansässig war, wo er am 30. Dezember 1728 getauft wurde. Er wird als Kommerzienassessor bezeichnet und war mit Sara Cramer (vgl. 1875/1484) verheiratet. Das Ehepaar lebte in Frankfurt am Main, bis Pierre Cotrell 1771 die Bewilligung erhielt, in Hanau gemeinsam mit seinem Schwager Anton André eine Seidenfabrik zu gründen. Laut Protokoll der Hanauer Zeichenakademie vom 11. Juni 1773, in dem es um den Erwerb des Akademiegebäudes in der Neustadt geht, gab »Hr. Assessor Cotrell eine Hypotheke« (Schneider 1965, S. 221). Im 52. Stück des »Hanauischen Magazin« von 1783 schließlich ist er unter den in Hanau ansässigen Seidenfabrikanten als »Peter Joseph Cotrell« verzeichnet (S. 473). Im »Verzeichnis der verkauften Gemälde im deutschsprachigen Raum vor 1800« ist zudem eine umfangreiche Gemäldesammlung einer in Hanau ansässigen Familie Cotrell verzeichnet (Bd. 3, S. 2325).
Mit der Berufung zum Hofmaler in Hanau im Jahr 1769 erhielt Tischbein auch Bildnisaufträge von wohlhabenden Bürgern der Mainstädte. Er profitierte davon, dass es in Frankfurt keine Hofmaler gab und die ortsansässigen Maler noch der traditionellen Handwerkszunft angehörten. In den 1770er Jahren porträtierte er aus der vornehmen Frankfurter Gesellschaft mehrere Personen. Im Bildtypus sowie im Format recht ähnlich wie die vorliegenden Porträts gestaltet sind die Pendantbildnisse des Ehepaares von Malapert-Neufville (Frankfurt/Main, Historisches Museum, Inv. B 1440f.).
(S. Heraeus, 2003)


Literatur:
  • Velden, A. von den: Genealogische Nachrichten über einige der ältesten Familien der Neustadt Hanau. Weimar 1901, S. 24.
  • Schneider, Ina: Zur Gründungsgeschichte der Hanauer Zeichenakademie. In: Hanauer Geschichtsblätter 20 (1965), S. 215-232, S. 221.
  • Ketelsen, Thomas; Stockhausen, Tilmann von: Verzeichnis der verkauften Gemälde im deutschsprachigen Raum vor 1800. München 2002, S. 2325 (Bd. 3).
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 172-173, Kat.Nr. 150.
  • Merk, Anton: Anton Wilhelm Tischbein 1730 - 1804. Hanau 2004, S. 19, Kat.Nr. 3.1.


Letzte Aktualisierung: 11.01.2022



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