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Das Auge des Herrn macht das Pferd fett



Das Auge des Herrn macht das Pferd fett


Inventar Nr.: GK 106
Bezeichnung: Das Auge des Herrn macht das Pferd fett
Künstler: Jacob Jordaens (1593 - 1678), Maler/in
Datierung: um 1645
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Öl
Maße: 81 x 113 cm (Bildmaß)
106 x 139 x 11 cm mit Rahmen (Objektmaß)
Provenienz:

erworben vor 1775 durch Friedrich II.


Katalogtext:
Das Bild illustriert ein auf Xenophon zurückgehendes Sprichwort ("Oculus Domini pascit Equum", Oeconomicus 12, 17). Anhand eines fiktiven Dialogs zwischen Sokrates und Isomachos, hinter dem sich wahrscheinlich Xenophon selbst verbirgt, wird das verantwortungsvolle Handeln eines Herrn erläutert. Dabei greift Xenophon das Bild des guten Pferdebesitzers auf, der seine Knechte im Auge behält, damit sie das Pferd gut versorgen. Im übertragenen Sinne gelte dies für alle Tätigkeiten eines Hausherrn, der seine Untertanen im Griff habe.
Links hinter dem Herrn taucht eine Frau in einer Loggia auf. Die Rolle der idealen Ehefrau taucht bei Xenophon bereits ein Kapitel vorher auf (Oeconomicis, 11, 15). Der niederländische Dichter greift dies in einer seiner Schriften ebenfalls auf: "Het ooge van den heer dat mackt de peerden vet / het ooge van de vrou dat maeckt de kamer net." (Spiegel van den Ouden ende Nieuwen Tijdt, Den Haag 1632, Teil, S. 79).
Am rechten Rand steht der Gott Merkur, der Gott des Handels. Nach der 1566 veröffentlichten Typenlehre des Pasquale Carraciolo (La Gloria del Cavallo) sind Pferde, die unter dem Einfluß des Planeten Merkur stehen, schwarz-weiß gescheckt, ihr Wesen ist umgänglich und gelehrig.
Das anspruchsvolle und anspielungsreiche Gemälde diente wahrscheinlich als modello für eine Tapisserie-Serie mit insgesamt acht Sprichwörtern. Ein Teppich-Karton mit derselben Komposition befindet sich in Paris, Musée des Arts Décoratifs (Louvre, Inv. Nr. 20.032). Entstanden um 1645.
(J. Lange 2019)


Literatur:
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Versuch eines Verzeichnisses der kurfürstlich hessischen Gemälde-Sammlung. Kassel 1819, S. 28, Kat.Nr. 161.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Verzeichniß der Kurfürstlichen Gemählde-Sammlung. Cassel 1830, S. 46, Kat.Nr. 273.
  • Auszug aus dem Verzeichnisse der Kurfürstlichen Gemälde-Sammlung. Kassel 1845, S. 30, Kat.Nr. 273.
  • Aubel, L.; Eisenmann, Oscar: Verzeichniß der in der Neuen Gemälde-Galerie zu Cassel befindlichen Bilder. 2. Aufl. Kassel 1878, S. 26-27, Kat.Nr. 273.
  • Eisenmann, Oscar: Katalog der Königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. Nachtrag von C. A. von Drach. Kassel 1888, S. 67, Kat.Nr. 97.
  • Rooses, Max: Jordaens' Leben und Werke. Stuttgart/Berlin/Leipzig 1890, S. 139, 187.
  • Voll, Karl: Die Meisterwerke der königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. München 1904.
  • Gronau, Georg: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Cassel. Berlin 1913, S. 33, Kat.Nr. 106.
  • Gronau, Georg; Luthmer, Kurt: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. 2. Aufl. Berlin 1929, S. 39, Kat.Nr. 106.
  • Luthmer, Kurt: Staatliche Gemäldegalerie zu Kassel. Kurzes Verzeichnis der Gemälde. 34. Aufl. Kassel 1934, S. 13, Kat.Nr. 105.
  • Voigt, Franz: Die Gemäldegalerie Kassel. Führer durch die Kasseler Galerie. Kassel 1938, S. 26, Kat.Nr. 106.
  • Puyvelde, Leo van: Jordaens. Paris/Brüssel 1953, S. 44.
  • d'Hulst, R.-A.: De Tekeningen van Jakob Jordaens. Bijdrage tot de Geschiedenis van de XVIIe-Eeuwse Kunst in de zuidelijke Nederlanden. Brüssel 1956, S. 232, 363.
  • Vogel, Hans: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. Kassel 1958, S. 79, Kat.Nr. 106.
  • Bott, Gerhard; Gronau, Georg; Herzog, Erich; Weiler, Clemens: Meisterwerke hessischer Museen. Die Gemäldegalerien in Darmstadt, Kassel und Wiesbaden. Hanau 1967, S. 128.
  • Herzog, Erich: Die Gemäldegalerie der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel. Geschichte der Galerie von Georg Gronau und Erich Herzog. Hanau 1969, S. 40.
  • Adler, Wolfgang; Herzog, Erich; Lahusen, Friedrich; Lehmann, Jürgen M.: Gemäldegalerie Alte Meister Schloß Wilhelmshöhe. Braunschweig 1981, S. 51.
  • Schnackenburg, Bernhard: Flämische Meister in der Kasseler Gemäldegalerie. Kassel 1985, S. 40, Kat.Nr. 61.
  • Larsen, Erik: Seventeenth Century Flemish Painting. Freren 1985, S. 219.
  • Schnackenburg, Bernhard: Gemäldegalerie Alte Meister Gesamtkatalog. Staatliche Museen Kassel. 2 Bde. Mainz 1996, S. 17, 161.
  • Nelson, Kristi: Jacob Jordaens. Desgin for Tapestry. Turnhout 1998, S. 105-106, Kat.Nr. 27a.
  • Moffitt, John F.: A Humanist Source for Jacob Jordaens's "Proverbial" Scene of Horse-Taming, in: Source. Notes in the History of Art, Vol. 27, No. 4, 2008, S. 27-31. 2008, S. 27-31.
  • Münch, Birgit Ulrike: "Qui trop embrasse, mal étreint?" - Ikonologie der visualisierten Formelhaftigkeit im OEuvre von Jacob Jordaens, in: Münch, Birgit Ulrike/Pataki, Zita Ágota (Hg.): Jordaens. Genius of Grand Scale - Genie großen Formats, Stuttgart 2012, S. 13-43. Stuttgart 2012, S. 22-25.
  • Dohe, Sebastian; Guratzsch, Herwig; Lange, Justus: 'Die holländischen Bilder hab ich freilich gern'. Wilhelm Busch und die Alten Meister. Kassel 2013, S. 112.


Letzte Aktualisierung: 11.01.2022



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