Christus erscheint Maria Magdalena als Gärtner ("Noli me tangere")
Christus erscheint Maria Magdalena als Gärtner ("Noli me tangere")
|
Inventar Nr.:
|
GK 261 |
Bezeichnung:
|
Christus erscheint Maria Magdalena als Gärtner ("Noli me tangere") |
Künstler:
|
Willem Drost (1633 - 1659), Maler/in
|
Datierung:
|
1651 - 1653 |
Geogr. Bezug:
|
|
Material / Technik:
|
Öl |
Maße:
|
95,5 x 85,5 cm (Bildmaß)
|
Provenienz: | erworben von Friedrich II. aus der Sammlung des Generals von Donop (1694 - 1763) |
Beschriftungen:
|
Signatur: Bezeichnung links unten auf dem Stein: Drost: f.
|
Katalogtext:
Der Künstler Willem Drost gilt als einer der zahlreichen Schüler Rembrandts, und so lässt auch das Kasseler Gemälde „Noli me tangere“ den unmittelbaren Einfluss des Lehrmeisters erkennen. Das Johannes-Evangelium, welches dem Thema zugrunde liegt, berichtet von Maria Magdalena, die weinend vor dem leeren Grab des auferstandenen Christus stand, der ihr daraufhin als Gärtner erschien. Als er sie ansprach, wandte sich Maria Magdalena zu ihm um und erkannte ihn. Jesus wehrte sie mit den Worten ab: „Rühre mich nicht an (Noli me tangere)! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater“ (Johannes 20, 14-18).
Am dunklen Boden links neben Maria Magdalena ist ein Salbgefäß zu erkennen, das ihr traditionelles Attribut darstellt, die Schaufel hinter Christus lässt sich mit dessen Erscheinen als Gärtner verbinden.
Drost verstärkt den Moment der Begegnung durch eine spannungsreiche Lichtregie sowie einen körperlichen Dialog aus Annäherung und Distanzierung. Maria Magdalena hat sich ehrerbietig vor Jesus auf den Boden geworfen und versucht mit abgewandtem Blick nach ihm zu greifen, mit einer zurückhaltenden Geste wird dies abgewehrt.
Christus steht in eleganter Kontraposthaltung vor einem Landschaftsausblick. Sich halb zu Maria Magdalena zurückwendend, ist er umgeben von einem leuchtenden Nimbus, der verstärkt wird durch das morgendliche Licht, welches am Horizont den kommenden Tag ankündigt. Der aus Vegetation und Fels gebildete dunkle Hintergrund Maria Magdalenas bildet demgegenüber einen starken Kontrast. Dieser kann in der Abfolge von hell und dunkel heilsgeschichtlich gedeutet werden und verweist symbolisch auf die bevorstehende Verherrlichung Jesu und das Ewige Leben (Bikker 2005, S. 65).
Das Werk entstand in der ersten Hälfte der 1650er Jahre in Amsterdam vor dem Aufbruch des Künstlers nach Venedig, wo er mit nur 25 Jahren verstarb. Von Drost sind nur verhältnismäßig wenige Werke bekannt, und so ist es ein Glücksfall, dass Kassel mit dem Gemälde „Der Mann im Harnisch“ (GK 245) sogar noch ein zweites Gemälde von seiner Hand besitzt. Wie bei der „Geißelung Christi“ aus der Werkstatt Rembrandts (Hessisches Landesmuseum Darmstadt, GK 251) konzentriert sich Drost in seinen biblischen Historien auf wenige Personen und erzeugt eine große Intimität zwischen den Protagonisten, welche die emotionale Spannung steigert. Vergleichbar ist auch die kontrastreiche Lichtbehandlung, die ebenfalls auf das Vorbild Rembrandt zurückzuführen ist.
(T. Trümper, 2011)
Literatur:
- Hoet, Gerard: Catalogus of Naamlyst van Schilderyen, mit derzelver Pryzen. Zedert een langen Reeks van Jaaren zoo in Holland als op andere Plaatzen in het Openbaar verkogt. Den Haag 1752, 1770, S. 68 (Bd. 1), Kat.Nr. 69.
- Causid, Simon: Verzeichnis der Hochfürstlich-Heßischen Gemälde-Sammlung in Cassel. Kassel 1783, S. 181, Kat.Nr. 56.
- Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Versuch eines Verzeichnisses der kurfürstlich hessischen Gemälde-Sammlung. Kassel 1819, S. 54, Kat.Nr. 332.
- Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Verzeichniß der Kurfürstlichen Gemählde-Sammlung. Kassel 1830, S. 62, Kat.Nr. 379.
- Auszug aus dem Verzeichnisse der Kurfürstlichen Gemälde-Sammlung. Kassel 1845, S. 40, Kat.Nr. 379.
- Eisenmann, Oscar: Katalog der Königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. Nachtrag von C. A. von Drach. Kassel 1888, S. 157-158, Kat.Nr. 237.
- Voll, Karl: Die Meisterwerke der königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. München 1904, Abbildung S. 22.
- Gronau, Georg: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Cassel. Berlin 1913, S. 20, Kat.Nr. 261.
- Gronau, Georg; Luthmer, Kurt: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. 2. Aufl. Berlin 1929, S. 25, Kat.Nr. 261.
- Luthmer, Kurt: Staatliche Gemäldegalerie zu Kassel. Kurzes Verzeichnis der Gemälde. 34. Aufl. Kassel 1934, S. 24, Kat.Nr. 261.
- Voigt, Franz: Die Gemäldegalerie Kassel. Führer durch die Kasseler Galerie. Kassel 1938, S. 31, Kat.Nr. 261.
- Vogel, Hans: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. Kassel 1958, S. 51, Abbildung S. 51 Taf. 261, Kat.Nr. 261.
- Bott, Gerhard; Gronau, Georg; Herzog, Erich; Weiler, Clemens: Meisterwerke hessischer Museen. Die Gemäldegalerien in Darmstadt, Kassel und Wiesbaden. Hanau 1967, S. 128.
- Schnackenburg, Bernhard: Gemäldegalerie Alte Meister Gesamtkatalog. Staatliche Museen Kassel. 2 Bde. Mainz 1996, S. 107, Abbildung S. Taf. 131 (Bd. II).
- Bikker, Jonathan: Willem Drost (1633-1659). A Rembrandt Pupil in Amsterdam and Venice. New Haven - London 2005, S. 61-65, Abbildung S. 63, Kat.Nr. 5.
- Weber, Gregor J. M. (u.a.): Rembrandt-Bilder. Die historische Sammlung der Kasseler Gemäldegalerie. Ausstellungskatalog Staatliche Museen Kassel. München 2006, S. 24, 253-254, Abbildung S. 24, 254.
- Lange, Justus (u.a.): Dialoge. Barocke Meisterwerke aus Darmstadt zu Gast in Kassel. Petersberg 2011, S. 78, Abbildung S. 79, Kat.Nr. 20.
- Hadjinicolaou, Yannis: Thinking Bodies - Shaping Hands. Handeling in Art and Theory of the Late Rembrandtists. Leiden - Boston 2019, S. 203-208, Abbildung S. 204-207.
Letzte Aktualisierung: 12.01.2022