Damenbildnis
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Inventar Nr.:
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1875/1485 |
Bezeichnung:
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Damenbildnis |
Künstler:
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Johann Ernst Heinsius (1731 - 1794), Maler/in
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Dargestellt:
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unbekannt |
Datierung:
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um 1780 |
Geogr. Bezug:
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Weimar |
Material / Technik:
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Leinwand, doubliert |
Maße:
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93,8 x 72,5 cm (Bildmaß)
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Provenienz: | erworben 1970 von Dr. Rolph Grosse, Frankfurt/Main |
Katalogtext:
Eingefasst in eine ovale Steinrahmung, die von Blattwerk überrankt wird, erscheint die Dargestellte als Halbfigur nach rechts gewandt vor einer in dunklen Ockertönen gehaltenen Landschaftsszenerie. Den Blick auf den Betrachter gerichtet, stützt sie sich mit dem rechten Arm auf einen Mauervorsprung, auf dem ein rotes Tuch drapiert ist.
Das Porträt wurde als ein Werk des Schweriner Hofmalers Georg David Matthieu (1737-1778) erworben, gilt aber seit 1975 – durch die Zuschreibung von Gerd Bartoschek (Potsdam-Sanssouci) – als Porträt des Weimarer Hofmalers Heinsius. Bereits Georg Meusel hatte 1799 in seinen »Neuen Miscellaneen artistischen Inhalts« den »leichten, frischen und fließenden Pinsel« hervorgehoben (S. 99), der Heinsius’ Porträts kennzeichne und der auch hier auffällt. Der lebhafte Duktus, mit dem Heinsius das mit Rüschen, Schleifen und Spitzen reich verzierte, blaue Kleid in Szene gesetzt hat, ist kennzeichnend für seine Frauenbildnisse. Geradezu minutiös ist die plissierte weiße Haube mit dem rosafarbenen Band wiedergegeben. Um noch einmal Meusel zu zitieren: »Die Gewänder und besonders den Sammet und die weiße Leinwand mit Spitzen wußte er sehr gut zu behandeln, sowohl in der Farbe als in der Zeichnung [...]. Die durchbrochenen Brabanter Spitzen, welche zu jener Zeit an großen Manschetten sehr in Mode waren, sind ganz natürlich und täuschend, wobey er die weissen Lichter, den bräunlichen Schatten in dichten Falten, und den bläulichen in durchsichtigen sehr gut anzubringen wußte« (ebd., S. 100f.). Die Verwendung höchst nuancierter Farbabstufungen, was hier vor allem für die vielfach gebrochenen Blau-, Weiß- und Grautöne zutrifft und dem Stoff etwas Schimmerndes verleiht, sowie das Setzen weicher Lichtreflexe ist auch bei anderen Bildnissen von Heinsius zu beobachten.
Die Behandlung der Kleidung legt nahe, dass das Gemälde zwischen dem nach 1772 ausgeführten Porträt der Freifrau von Fritsch (Dresden, Staatliche Kunstsammlungen, Gemäldegalerie Alte Meister) und dem Porträt der Louise von Werthern aus dem Jahr 1789 entstanden ist (Kunstsammlungen zu Weimar). Sind bei dem Dresdener Porträt die Details der Kleidung mit hoher Präzision beschrieben, so sind beim vorliegenden Bildnis Volants und Spitzen summarischer wiedergegeben. Beim Weimarer Bildnis kontrastiert die nur noch flüchtig erfasste Kleidung mit den fein ausgearbeiteten Gesichtszügen.
(S. Heraeus, 2003)
Literatur:
- Ankündigung einer Auktion bei Christie's. In: The Burlington Magazine 103 (1961), S, S. 4.
- Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 70-71, Kat.Nr. 49.
Letzte Aktualisierung: 05.08.2021