Brustbild einer Frau in orientalischem Kostüm
Brustbild einer Frau in orientalischem Kostüm
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Inventar Nr.:
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LM 1939/238 |
Bezeichnung:
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Brustbild einer Frau in orientalischem Kostüm |
Künstler:
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unbekannt, Maler/in
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Dargestellt:
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unbekannt |
Datierung:
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um 1750 |
Geogr. Bezug:
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Deutschland |
Material / Technik:
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Eichenholz |
Maße:
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32 x 24 cm (Bildmaß)
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Provenienz: | erworben 1939 von Frau M. Klehe, Nürnberg |
Beschriftungen:
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Katalogtext:
Bei den als Pendants konzipierten Gemälden (LM 1939/237) handelt es sich vermutlich nicht um Rollenporträts eines Ehepaares, sondern um Personentypen in phantastischen orientalischen Kostümen, wie sie sich in Werken Rembrandts finden. Über einem weißen, taillierten Seidenkleid mit tiefem, spitzem Ausschnitt und goldener Schließe liegt ein schwerer, blauer Umhang mit braunem Pelzbesatz, der einen Eindruck gibt von den kostbaren Brokat- und Seidenstoffen des Orients. Der Hals wird von einem weißen Rüschenband geziert und das gelockte braune Haar ist mit mehreren bunten Straußenfedern, einer Perlenschnur und einer Agraffe aufgeputzt.
Brustbilder von phantastisch oder exotisch kostümierten Männern, Frauen und Kindern waren ein beliebtes Bildthema. Rembrandts Selbstbildnisse, Porträts und Figurenstudien in orientalischen Kostümen entsprachen im 18. Jahrhundert, ähnlich wie die China-, Türken- und Russenmode, der Vorliebe für das Exotische. Sie galten als Prototyp der Orientalenmode und fanden im 17. und 18. Jahrhundert zahlreiche Nachahmer. Bei dem vorliegenden Gemälde lehnt sich nicht nur der Kleidungsstil, sondern auch die Behandlung des Helldunkel an Rembrandts Manier an. Rembrandts Gemälde erlebten in der Mitte des 18. Jahrhunderts eine Neubewertung und waren bei Sammlern sehr gefragt.
Entgegen der Angabe auf dem Klebezettel auf der Rückseite der Leinwand stammen die Pendants nicht von einem Mitglied der Malerfamilie Tischbein. Die Helldunkelkontraste der »à la prima« gemalten Kostüme, die feine Wiedergabe der Gesichter und die Verwendung von Eichenholz als Bildträger passen nicht zu den Malstilen der Familie Tischbein. Für Christian Wilhelm Ernst Dietrich, einen der bekanntesten Rembrandt-Nachahmer, ist die Malweise wiederum zu detailliert und kleinteilig.
(S. Heraeus, 2003)
Literatur:
- Kaiser, Herbert W. [Bearb.]: Gemäldegalerie Oldenburg. Oldenburg 1966, S. 113.
- Pape, Maria Elisabeth: Die Turquerie in der bildenden Kunst des 18. Jahrhunderts. Köln 1987, S. 93-124.
- Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 364-365, Kat.Nr. 349.
Siehe auch:
- LM 1939/237: Brustbild eines Mannes in orientalischem Kostüm
Letzte Aktualisierung: 17.11.2020