Diana mit Nymphen, im Schlaf von Satyrn belauscht (Jagdbeute von F. Snyders oder seiner Werkstatt)



Diana mit Nymphen, im Schlaf von Satyrn belauscht (Jagdbeute von F. Snyders oder seiner Werkstatt)


Inventar Nr.: GK 83
Bezeichnung: Diana mit Nymphen, im Schlaf von Satyrn belauscht (Jagdbeute von F. Snyders oder seiner Werkstatt)
Künstler: Abraham Janssens (um 1575 - 1632), Maler/in
Frans Snyders (1579 - 1657), Maler/in, Werkstatt (?)
Datierung: um 1620
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Leinwand
Maße: 169 x 235 cm (Bildmaß)
Provenienz:

erworben 1753 durch Wilhelm VIII. von dem Frankfurter Maler Johann Benjamin Ehrenreich


Katalogtext:
Diana, die Göttin der Jagd, hat sich zusammen mit drei Nymphen auf einer Lichtung zum Schlafen niedergelegt. Diese Situation wird von zwei Satyrn ausgenutzt, die heimlich den Mantel der Göttin lüften, um die nackten Jungfrauen zu beobachten. Jeden Moment könnten die beiden Voyeure allerdings entdeckt werden, da oberhalb in den Ästen ein kleines Äffchen, unbeeindruckt von einer drohenden Geste, bereits Alarm gibt. Auch von der anderen Seite steht für die triebhaften Mischwesen Gefahr bevor. Der über den Jungfrauen schwebende Amor hat seinen Pfeil bereits auf den vorderen Satyr abgeschossen und spitzt damit das scherzhafte Treiben zu einem ausgewachsenen Drama zu.

Für den Betrachter ist klar, dass ein gutes Ende unwahrscheinlich ist und die Sartyrn ein ähnliches Schicksal erwartet wie Aktäon in den Metamorphosen des Ovid: Weil dieser Diana verbotenerweise nackt gesehen hatte, wurde er in einen Hirsch verwandelt und von seinen Hunden getötet. Auf dem Kasseler Bild erinnern die scharfen Krallen der noch schlafenden Hunde und der einem Geweih ähnliche Ast in der linken unteren Bildecke an diese Episode, während die ausgebreitete Jagdbeute im Vordergrund keinen Zweifel an der Effektivität der Tiere lässt. Größtes erlegtes Stück ist ein Eber, der am vorderen Baum den Bildabschluss zur rechten Seite bildet.

Der Künstler Abraham Janssens gehörte in Antwerpen zu den großen Historienmalern, der sich in seinem späteren Werk von Rubens beeinflussen ließ. Typisch für seinen Stil ist die klar ausgebildete Plastizität der dargestellten Figuren, die in deutlicher Kontur vor den Hintergrund gesetzt werden.

Für die Darstellung des getöteten Wilds, darunter verschiedene Singvögel, ein Fasan, zwei Rebhühner, eine Schnepfe und zwei Hasen, griff der Künstler vermutlich auf Frans Snyders (1579-1657) zurück, der vor allem für seine großformatigen Stillleben berühmt war.

Das Gemälde lässt sich auf bekannte Kompositionen gleichen Themas von Rubens beziehen, die von Janssens aber verändert und weiterentwickelt werden. So darf dessen Darstellung eine große Eigenständigkeit für sich beanspruchen und bietet ein überzeugendes Beispiel der hohen Qualität der Antwerpener Malerei des 17. Jahrhunderts, die sich jenseits von Rubens beispielsweise bei Janssens oder Snyders feststellen lässt.
(T. Trümper, 2011)


Inventare:
  • Catalogue des Tablaux. Kassel 1749, S. 74, Nr. 831.
Literatur:
  • Causid, Simon: Verzeichnis der Hochfürstlich-Heßischen Gemälde-Sammlung in Cassel. Kassel 1783, S. 1, Kat.Nr. 1.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Versuch eines Verzeichnisses der kurfürstlich hessischen Gemälde-Sammlung. Kassel 1819, S. 29, Kat.Nr. 167.
  • Robert, Ernst Friedrich Ferdinand: Verzeichniß der Kurfürstlichen Gemählde-Sammlung. Cassel 1830, S. 34-35, Kat.Nr. 196.
  • Auszug aus dem Verzeichnisse der Kurfürstlichen Gemälde-Sammlung. Kassel 1845, S. 23, Kat.Nr. 196.
  • Aubel, L.; Eisenmann, Oscar: Verzeichniß der in der Neuen Gemälde-Galerie zu Cassel befindlichen Bilder. 2. Aufl. Kassel 1878, S. 19, Kat.Nr. 196.
  • Eisenmann, Oscar: Katalog der Königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. Nachtrag von C. A. von Drach. Kassel 1888, S. LXV, 50-51, Kat.Nr. 75.
  • Voll, Karl: Die Meisterwerke der königlichen Gemälde-Galerie zu Cassel. München 1904.
  • Gronau, Georg: Katalog der Königlichen Gemäldegalerie zu Cassel. Berlin 1913, S. 32, Kat.Nr. 83.
  • Drost, Willi: Barockmalerei in den Germanischen Ländern. Wildpark-Potsdam 1926, S. 80.
  • Gronau, Georg; Luthmer, Kurt: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. 2. Aufl. Berlin 1929, S. 38, Kat.Nr. 83.
  • Luthmer, Kurt: Staatliche Gemäldegalerie zu Kassel. Kurzes Verzeichnis der Gemälde. 34. Aufl. Kassel 1934, S. 11, Kat.Nr. 83.
  • Pevsner, Nikolaus: Some Notes on Abraham Janssens. In: Burlington Magazine 64 (1936), S. 120-129, S. 129 Anm. 19.
  • Voigt, Franz: Die Gemäldegalerie Kassel. Führer durch die Kasseler Galerie. Kassel 1938, S. 27, Kat.Nr. 83.
  • Vogel, Hans; Bode, Arnold; Schuh, Ernst: Gemälde der Kasseler Galerie kehren zurück. Ausstellung Kunsthistorisches Museum Wien 20.12.1955 - 5.2.1956, Hessisches Landesmuseum Kassel 18.3.1956 - 30.9.1956. Kassel 1955, S. 14, Kat.Nr. 24.
  • Vogel, Hans: Katalog der Staatlichen Gemäldegalerie zu Kassel. Kassel 1958, S. 76, Kat.Nr. 83.
  • Bernt, Walther: Die Niederländischen Maler des 17. Jahrhunderts. 2. Aufl. München 1960/62, Kat.Nr. 419.
  • Bott, Gerhard; Gronau, Georg; Herzog, Erich; Weiler, Clemens: Meisterwerke hessischer Museen. Die Gemäldegalerien in Darmstadt, Kassel und Wiesbaden. Hanau 1967, S. 122.
  • Herzog, Erich: Die Gemäldegalerie der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel. Geschichte der Galerie von Georg Gronau und Erich Herzog. Hanau 1969, S. 34.
  • Lehmann, Jürgen M.; Verein der Freunde der Kasseler Kunstsammlungen, Kassel e. V. (Hrsg.): Gemäldegalerie Alte Meister. Schloß Wilhelmstal. Bildheft mit 100 Meisterwerken. Kassel 1975.
  • Bosque, Andrée de: Mythologie et Maniérisme aux Pays-Bas. 1570-1630. Peinture-Dessins. Antwerpen 1985, S. 73.
  • Schnackenburg, Bernhard: Flämische Meister in der Kasseler Gemäldegalerie. Kassel 1985, S. 22, Kat.Nr. 47.
  • Schnackenburg, Bernhard: Gemäldegalerie Alte Meister Gesamtkatalog. Staatliche Museen Kassel. 2 Bde. Mainz 1996, S. 150-151, 284.
  • Lange, Justus u. a.: Dialoge. Barocke Meisterwerke aus Darmstadt zu Gast in Kassel. Petersberg 2011, S. 62, Kat.Nr. 12.


Letzte Aktualisierung: 28.11.2018



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