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Sitzendes Mädchen



Sitzendes Mädchen


Inventar Nr.: GK 1215
Bezeichnung: Sitzendes Mädchen
Künstler: Bernhard Keil (1624 - 1687), Maler/in
Datierung:
Geogr. Bezug:
Material / Technik: Öl
Maße: 72,5 x 95,5 cm (Bildmaß)


Katalogtext:
Der Künstler Bernhard Keil (auch Bernhardt Keilhau) wurde um 1624 im dänischen Helsingör geboren und absolvierte seine Lehrzeit in Kopenhagen. Mit 18 Jahren ging er nach Amsterdam, um in Rembrandts Werkstatt zu arbeiten, doch lassen sich seine erhaltenen Gemälde stilistisch in keiner Weise mit dem holländischen Maler in Beziehung setzen. Im Jahr 1651 brach Keil nach Italien auf, welches er bis zu seinem Lebensende 1687 nicht mehr verlassen sollte und wo er unter dem Namen Monsù Bernardo bekannt wurde.
Besonders geschätzt wurde Keil für seine scheinbar naturnahen Genredarstellungen nach Art der römischen Bamboccianti, die er in breiter und flüssiger Malweise umsetzte. Innerhalb dieser Werkgruppe sind Darstellungen von Kindern besonders verbreitet, die meist als Einzelfigur im Bildvordergrund sitzend oder liegend gezeigt werden. Gegenüber dem in der Regel nicht besonders differenziert ausgestalteten Hintergrund dominiert das große Körperformat den Bildraum, wodurch eine starke Unmittelbarkeit der Figuren gegenüber dem Betrachter entsteht. Komposition, Figurentyp und auch einzelne Gegenstände wiederholen sich häufig in den Gemälden des Künstlers, was einerseits den Erfolg dieses Bildtypus beweist, andererseits aber auch vor Augen führt, dass es sich nicht um Werke handelt, die in direkter Weise auf Naturstudien zurückzuführen sind. Keil muss einen Katalog bestimmter Motive besessen haben, die immer wieder neu kombiniert werden konnten.

Auf dem Gemälde der Kasseler Gemäldegalerie Alte Meister sitzt ein Mädchen in einfacher Kleidung und nachlässiger Haltung auf einem niedrigen, rustikalen Stuhl im Freien. Ihre rechte Hand ruht auf der Rückenlehne, während die andere einen Korb mit Weinranken umgreift und der Blick ernst in die Ferne schweift. Im Hintergrund sind links eine in die Bildtiefe führende Balustrade und zur Rechten auf einem dunklen Mauerstück der Hut des Mädchens zu erkennen.

Keils Kinderbilder erinnern an den spanischen Maler Murillo (1618–1682), der der gleichen Generation angehörte, allerdings nie mit Keil in Kontakt kam. Im Gegensatz zu dem berühmten Maler aus Sevilla sind die Kinder Keils jedoch kaum fröhlich oder lachend dargestellt. Ihr Ausdruck erscheint vielmehr in sich gekehrt und abwesend, selbst bei mehrfigurigen Szenen, die dadurch meist etwas statisch erscheinen.
Die alltäglichen Sujets im Werk Keils wurden nicht selten mit allegorischen Bedeutungen verknüpft. Typisch sind etwa Allegorien der Monate und Jahreszeiten, der Tugenden und Sinne. Auch im vorliegenden Gemälde könnten die Weinranken auf die Jahreszeit des Herbstes verweisen, womit das Gemälde ehemals vermutlich zu einer Serie gehörte (vgl. z.B. Heimbürger 1988, Nr. 201).
(T. Trümper, 2011)


Literatur:
  • Lange, Justus u. a.: Dialoge. Barocke Meisterwerke aus Darmstadt zu Gast in Kassel. Petersberg 2011, S. 110, Kat.Nr. 35.


Letzte Aktualisierung: 10.02.2022



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