Inneres einer Felsenhöhle mit zwei Besuchern



Inneres einer Felsenhöhle mit zwei Besuchern


Inventar Nr.: GK 962 (1875/1395)
Bezeichnung: Inneres einer Felsenhöhle mit zwei Besuchern
Künstler: Johann Christian Brand (1722 - 1795), Maler/in, Zuschreibung
Datierung: 1760er-Jahre
Geogr. Bezug: Wien
Material / Technik: Leinwand
Maße: 71,5 x 46 cm (Bildmaß)
82,5 x 58,5 x 9 cm (Rahmenmaß)
Provenienz:

erworben 1960 von Julius Böhler, München


Katalogtext:
Der Betrachter blickt aus dem Inneren einer Grotte, vor der sich ein hoher Felsenbogen wie ein Portal wölbt, nach draußen, auf einen wolkenverhangenen Himmel. An einer Stelle des Himmels bricht gleißendes Sonnenlicht durch, das Teile der Felskulisse in ein gelbliches Licht taucht. Am Fuß des imposanten Felsenbogens stehen zwei Wanderer auf ihre Spazierstöcke gestützt. Durch die miniaturhaft klein gehaltenen Staffagefiguren wirken die Felsformationen, die das gesamte hochrechteckige Format einnehmen, besonders wuchtig. Brand malte die bizarren Formen des Gesteins in der für ihn charakteristischen Technik, mit einem offenen lockeren Pinselstrich und verwendete ein helles, pastellfarbiges Kolorit.
Das Gemälde gibt Zeugnis von der Mitte des 18. Jahrhunderts einsetzenden künstlerischen Entdeckung der Alpenwelt, deren Erhabenheit Künstler und Naturwissenschaftler gleichermaßen faszinierte. Alpen, Höhlen und Grotten galten als Kunstwerke der Natur. Der Blick in den Abgrund und der Weg durch Felsbögen, -tore und Schluchten offenbarten eine übermächtige, schauerlich erhabene Natur.
Die vorliegende Komposition geht aber nicht auf unmittelbare Beobachtungen vor Ort zurück, sondern auf die holländische Malerei des 17. Jahrhunderts, mit der sich Brand durch den Einfluss seines Vaters bis in die 1770er Jahre beschäftigt hat. Im Bildaufbau recht verwandt ist etwa eine »Landschaft mit Grotte« von Philipp Peter Roos (St. Petersburg, Eremitage), die nicht unmittelbares Vorbild gewesen sein kann, da sie bereits vor 1797 nach Russland gelangte, die aber beispielhaft für den hier verwendeten Bildtypus ist.
(S. Heraeus, 2003)


Literatur:
  • Vogel, Hans: Neuerwerbungen der Kasseler Gemäldegalerie 1950-1960. Marburg 1961, S. 27.
  • Oehler, Lisa: Neuerwerbungen in der Amtszeit von Hans Vogel (1945-1961), für die staatlichen Kunstsammlungen in Kassel. In: Kunst in Hessen und am Mittelrhein (1962), S, S. 61.
  • Deutsche Malerei aus der Ermitage. Hamburg 1987, S. 24.
  • Heraeus, Stefanie [Bearb.]; Eissenhauer, Michael [Hrsg.]: Spätbarock und Klassizismus. Bestandskatalog der Gemälde in den Staatlichen Museen Kassel. Kassel [u.a.] 2003, S. 39, Kat.Nr. 24.


Letzte Aktualisierung: 19.12.2022



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